Am Abend des Ostermontags, an dessen Morgen Papst Franziskus verstorben und in dessen Gottesdiensten wir die Erzählung von den Emmausjüngern gehört haben, fällt mir ein Zitat aus der Enzyklika „Evangelii Gaudium“ in die Hände. Dort heißt es: „Brechen wir auf, gehen wir hinaus, um allen das Leben Jesu Christi anzubieten!“ Das scheint mir so etwas wie ein roter Faden zu sein, der sich durch das Leben von Jorge Mario Bergoglio, dem ersten Jesuiten auf dem Papststuhl, der für sich den Namen Franziskus gewählt hat, zu sein. Zusammen mit dem Begriff „Barmherzigkeit“ ergibt es das Zentrum des theologischen Denkens und der praktischen Theologie des Argentiniers.
Schon sein erstes Auftreten nach seiner Papstwahl war so anders, als wir es von seinen Vorgängern gewohnt waren: ein einfaches „Guten Abend“ ruft er an jenem 12. März 2013 den Menschen auf dem Petersplatz zu. „Brüder und Schwestern, guten Abend. Wie ihr wisst, war es die Pflicht des Konklaves, Rom einen Bischof zu geben. Wie es scheint, sind meine Kardinalsbrüder nahezu bis ans Ende der Welt gegangen, um ihn zu bekommen.“ Das schelmische Augenzwinkern, das aus diesem Gruß spricht, das sich selbst nicht zu ernst nimmt, war eine seiner Eigenschaften, die ihn für mich so sympathisch gemacht haben. Ein Mann, der mit beiden Beinen auf der Erde gestanden hat. Nicht abgehoben, sondern mit einem klaren Blick auf die Welt. Einer, der nicht von oben herab „regierte“, sondern gemeinsam mit anderen nach Wegen gesucht hat, so wie es bei den Jesuiten üblich ist. Einer der bei einer seiner ersten großen Audienzen formulierte: „Ich möchte eine arme Kirche und eine Kirche für die Armen.“ All das war Papst Franziskus.
Und dann ist mir sein Besuch auf Lampedusa in Erinnerung, bei dem er uns allen ins Stammbuch geschrieben hat: „Wir haben uns an das Leiden des anderen gewöhnt. Es betrifft uns nicht. Es interessiert uns nicht. Es geht uns nichts an! (...) Die Globalisierung der Gleichgültigkeit hat uns die Fähigkeit genommen zu weinen!“
Seine letzten Worte waren der Segen „Urbi et Orbi“ am Ostersonntag und ein dreißigminütiges Zugehen auf die Menschen auf dem Petersplatz. Segen, das meint anderen etwas Gutes zusagen: die Begleitung Gottes für ihren, für unseren Lebensweg. Den Weg, den Gott durch dick und dünn, über Höhen und Tiefen mit uns geht.
Schließen möchte ich mit dem letzten Zitat, das Franziskus uns mit seiner Osterbotschaft am gestrigen Sonntag mit auf den Weg gegeben hat: „Es kann keinen Frieden geben ohne echte Abrüstung! Der Anspruch eines jeden Volkes, für seine eigene Verteidigung zu sorgen, darf nicht zu einem allgemeinen Wettrüsten führen", schreibt er. Der Osterwunsch des Papstes, der zugleich sein Vermächtnis ist: Zurückzufinden zur Hoffnung, dass Frieden möglich ist.
Danke Papa Francesco (Andreas Haermeyer - hm)